Ein dicker Fisch ging den Verantwortlichen des Karlsruher SC an die Angel, denn nachdem der ehemalige Chefcoach Patrice abwanderungswillig war musste ein neuer Coach das Kommando uebernehmen. Hubert H. Raase machte sich sofort auf die Suche und stellte sich eine Wunschliste mit renomierten Managern zusammen, welche man von oben abarbeiten wollte. Zur Ueberraschung aller, war schon der zweite Coach auf der Liste, Lilles Trainerfuchs Weezel interessiert und war bereit zu Verhandlungen nach Baden zu kommen. "Ich konnte es selbst fast nicht glauben, dass so ein toller Manager Interesse hat zu uns zu kommen", meint Raase.

Nachdem man sich beidseitige Konzepte und Möglichkeiten veranschaulichte, wurde beiden Seiten klar, dass eine Zusammenarbeit erfolgsversprechend sein wuerde. Weezel hat viel Erfahrung im langfristigen Aufbau eines Teams und kennt sich mit Talenten gut aus. Schon bei vielen Teams hat er gezeigt was er kann, zuletzt stand er mit Lille auf einem starken 4. Platz.

Auch Weezel freut sich auf seine neue Aufgabe und hat einiges vor. "Natuerlich kann das erste Ziel nur lauten Nichtabstieg. Die Mannschaft ist um einiges besser als es der Tabellenplatz aussagt, in jedem Mannschaftsteil ist ordentliches Potenzial vorhanden. Auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist in Ordnung und ich werde bei zukuenftigen Verpflichtungen darauf achten, die Mannschaft noch homogener zu gestalten."

Die ersten Verpflichtungen wurden unte neuer Regie bereits getätigt, neben einigen Verkäufen wechselte Adam Johnson auf Leihbasis fuer 200 k von Aston Villa nach Baden. Weiters wechselte der Spielmacher Tamas Hajnal zu den Reds nach Liverpool. Neu dafuer in Karlsruhe sind Kevin Nolan und die Legende Roy Makaay. Weezel: "Ich war auf der Suche nach einem Stuermer neben Aduriz und da kam mir dieser Vorschlag aus Liverpool gerade recht. Roy wird seinen Teil dazu beitragen, dass wir am Ende in der deutschen Bundesliga bleiben können."

Vorbei ist die Zeit, als sogar Leihspieler in der Reserve des Karlsruher SC spielten, vor drei Tagen erhielten vier Nachwuchsspieler einen Profivertrag und zählen ab sofort zum Kader der Reserve des Vereins. Dies war eine der ersten Amtshandlungen Weezels, aber eine die ihm immens wichtig war. "Wir müssen auf unsere eigenen Jungs setzen, Spieler die in 2,3 Jahren bei den Profis spielen können. Ein kleinerer Verein wie wir es sind muss die zukünftigen Stars selbst ausbilden."

Drei Mittelfelspieler und ein Stürmer rücken nun nach, der älteste Spieler ist Sebastian Rutz mit 20 Jahren. Dieser zeigt seit Jahren im Nachwuchs, dass er eine echte Alternative für die Profis im defensiven Mittelfeld werden kann. Die weiteren Jugendspieler heißen Christopher Bieber (19), Patrick Dulleck (19) und Matthias Zimmermann (17), welcher vor kurzem mit dem deutschen U17 Nationalteam Europameister wurde.

Lars Stindl wird hingegen die Reserve Richtung Profiteam verlassen, Coach Weezel hält viel vom variablen Mittelfeldspieler, welcher im Offensivbereich jede Position ausüben kann. Weezel: "Er wird uns in naher Zukunft zeigen was er kann, ich bin mir sicher, dass er sich mittelfristig einen Stammplatz erkämpfen wird!"

Den KSC verlassen musste hingegen Leonard Jose Talamonti, welcher mit seinen extremen Gehaltsforderungen Coach Weezel schon länger ein Dorn im Auge war. Er war Bestverdiener in der Mannschaft, Leistungsmässig rechtfertigte er dies jedoch keinesfalls. Das Angebot von Twente Enschede über vier Millionen kam genau zum rechten Zeitpunkt. "Ich muss auch auf das wirtschaftliche Achten, ich will einen finanziell gut aufgestellten Verein aus dem KSC machen und werde auch in Zukunft weitere Schritte setzen."

Zwei Testspiele unter dem neuen Coach Weezel, ebenso viele Niederlagen gab es für den KSC. Gegen die italienischen Klubs Chievo Verona und AC Milan gab es in den Begegnungen am 8.7. bzw. am 13.7. jeweils um 19 Uhr nichts zu holen.

Chievo Verona zeigte den Badenern mit einer B Garnitur, dass in der kommenden Saison der Klassenerhalt so schwer zu erreichen sein wird wie noch nie. Mit 3:0 kam man unter die Räder, da half das anschließende freundschaftliche Fest in Verona relativ wenig. "Eine wirklich schwache Leistung, leider sind Aduriz und Eichner noch außer Gefecht, wir hätten die beiden dringend gebraucht. Zudem waren im Spiel gegen Chievo Nolan und Makaay noch nicht da, es fehlte noch die Unterschrift von Liverpool"

Nur unwesentlich besser lief es gegen den AC Milan, bereits nach 32 Minuten hatten Carlos Marchena und David Villa das Spiel zu gunsten der Rossionieri entschieden. In der zweiten Halbzeit schonten sich die Stars und ließen Ball und Gegner nur noch laufen. Weezel: "Wir werden uns steigern müssen, ich habe nicht vor abzusteigen. Das ist mir in meiner langen Karriere noch nie passiert."

Übermorgen kommt es gegen Real Sociedad zum letzten Härtetest vor dem 1. Meisterschaftsspiel in Hamburg. Mit den Mannen aus San Sebastian wurde ein vermeintlich leichterer Gegner ausgesucht, die Mannschaft soll vor dem großen Showdown noch Selbstvertrauen tanken. Trotzdem denkt auch Kapitän Maik Franz, dass es kein Selbstläufer wird: "Die stehen genauso vor dem Meisterschaftsstart und sind heiß zu zeigen, dass man mit ihnen rechnen muss. Ich erwarte ein packendes Spiel, muss aber meine Mitspieler in die Verantwortung nehmen. Wir müssen dieses Spiel unter jeden Umständen gewinnen, dass sind wir unseren Fans schuldig!"

Seit Beginn seiner Amtszeit wollte Weezel einen dribbelstarken Flügelflitzer verpflichten, nun ist es ihm endlich gelungen. Von US Lecce kommt der 25 jährige Portugiese Eliseu Pereira dos Santos. Er gilt als einer der schnellsten Außenbahnspieler der Fußballwelt und soll beim Karlsruher SC genau dort seine Stärken ausspielen. "Er wird auf der linken Seite für mächtig Druck sorgen. Ich bin mir absolut sicher, dass er zu einer Qualitätssteigerung unseres Spiels beitragen wird", freut sich Manager Weezel über den Transfer. Der Linksfuß wird heute beim Spiel zuhause gegen Real Sociedad den gespannten Fans präsentiert. Für Eliseu wechselten Arzu und Simon Busk Poulsen nach Italien.

Ein weiterer Neuzugang heißt Simon Cziommer und ist vor allem bekannt für seine weiten Einwürfe, die er nicht selten bis an den 5 Meter Raum bringt. Die Ablösesumme für den 28 jährigen Deutschen beträgt 3 Millionen Euro. Weezel: "Ich kenne Simon schon ein bisschen länger – ein offensiver Mittelfeldspieler, mit einem guten Schuss ausgestattet. Er ist eine Integrationsfigur auf dem, aber auch neben dem Spielfeld und: Cziommer ist ein exzellenter Freistoß-Schütze. Er kann uns helfen."

Auch auf dem Talentesektor wurde ebenfalls mächtig aufgerüstet. Der 17 jährige Juniorennationalspieler Julian Korb wechselte gemeinsam mit dem 19 jährigen Fabian Holland von Middlesbrough nach Baden. Zudem überwieß M'Brough etwa 750.000 Euro nach Karlsruhe, um sich ihren Wunsch Keeper Jean-Francois Kornetzky sichern zu können. "Mit ihrem Manager kingfa verhandle ich immer wieder gerne. Er ist ein ehrlicher Geschäftsmann, mit dem die Verhandlungen ein ums andere Mal zu einem Abschluß kommen."

Voraussichtliche Aufstellung gegen Real Sociedad

Howard
Casado - Franz (C) - Cerdan
Dernis - Johnson (L) - Nolan - Fink - Eliseu
Makaay - Sanchez

Endlich ist es soweit - der erste Sieg unter Coach Weezel für den Karlsruher SC. Ganz Baden sieht nun der Zukunft wieder positiv entgegen, auch wenn es nur ein Testspiel war. "Wir haben endlich gezeigt das wir es können, heute sind wir nicht nur in der Abwehr gut gestanden, sondern haben auch vorne den Gegner an die Wand gespielt. Genau so müssen wir in Hamburg auftreten", ist Kapitän Maik Franz sichtlich erleichtert.

Vor 18.743 Fans gab es von der ersten Minute an Dauerdruck der starken Badener, die den Mannen aus San Sebastian zeigen wollten wer der Herr im Wildparkstadion ist. Bereits in der 14. Spielminute zeigten zwei Neuzugänge auf. Nach einem tollen Alleingang über die linke Flanke von Eliseu, bringt dieser die Flanke Richtung Elfmeterpunkt - Roy Makaay trifft per Fallrückzieher, ein Wahnsinnstreffer. Das Wildparkstadion stand Kopf. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit Chance über Chance für die KSCler, doch der Ball will noch nicht ins Tor. Real Sociedad kaum gefährlich und wenn doch ist der überragende Howard zur Stelle.

In der zweiten Halbzeit dasselbe Bild: der KSC feldüberlegen und spielbestimmend. In der 58. Spielminute nimmt sich Michael Fink aus 25 Metern ein Herz, zieht ab und der Ball zischt flach in die Ecke, 2:0 für den KSC. Nach 69 Minuten dann die totale düpierung des gegnerischen Tormanns Asier Riesgo. Alexis Sanchez läuft alleine auf ihn zu und schiebt den Ball Eiskallt durch die Beine des Schlußmannes ins Tor. Sanchez ist es auch, der in der 92. Minute mit einem Schuß aus 16 Metern den Endpunkt setzt.

Coach Weezel war sichtlich erfreut: "Wir haben endlich gut aufgespielt, der Gegner war genau richtig um endlich Selbstvertrauen zu tanken. Ich muss der gesamten Mannschaft ein Lob aussprechen, möchte aber Alexis Sanchez herausheben, der mit dieser Leistung Stammplatzambitionen gezeigt hat. Die Neuzugänge waren allesamt sehr stark, ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg. Wie wir gegen den Hamburger SV spielen bleibt bis zuletzt geheim, ich will dem Gegner keinesfalls die Chance geben auf unsere Aufstellung zu reagieren!"

Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief es auch in der Liga nach Wunsch, nach einer 3:1 Niederlage gegen den HSV konnte die Borussia aus Mönchengladbach 5:0 geschlagen werden. Für die Tore sorgten Nolan, Johnson und dreimal Aduriz. "Ich bin froh, wir haben mit diesem Sieg gezeigt, dass wir noch leben und wieder da sind. Schön, dass Aduriz sich so schnell wieder in die Mannschaft einleben konnte." Der KSC konnte durch diesen Sieg im heimischen Wildparkstadion wieder auf den 16. Tabellenplatz klettern. Dies würde noch den Abstieg bedeuten, doch sogar auf Platz 13 fehlen nur noch 2 Punkte.

Im Spiel gegen die Bayern hatte man im Pokal nichts zu verlieren und dementsprechend befreit spielte die Mannschaft auf. In einem ausgeglichenen Spiel, in dem es in hohem Tempo hin und her ging, gab es Topchancen auf beiden Seiten. In der 9. Spielminute konnte Ibrahimovic per indirekten Freistoß aus 4 Metern auf 0:1 stellen. Als jeder schon mit einer Bayern Führung zur Halbzeit rechnete, passierte es. Nach einer schönen Flanke von Eliseu kommt Johnson angeflogen und wuchtet den Ball per Flugkopfball in die Maschen, das Stadion steht Kopf! Sofort nach dem Tor der Pausenpfiff.

Nach der Pause Dauerdruck der Bayern, der KSC stemmt sich mutig dagegen. Chancen auf beiden Seiten prägten das Spiel, doch keine der beiden Mannschaften konnte die Begegnung für sich entscheiden. Der Held auf Seiten der Karlsruher eindeutig der unbezwingbare Tim Howard.

Im Elfmeterschießen beginnt der KSC und Nolan stellt per Flachschuß in die rechte Ecke auf 1:0, keine Chance für Kameni. Ibrahimovic tritt an, Howard verzögert geschickt...Schuß in die linke obere Ecke, präzise geschoßen, doch Howard fliegt heran und boxt den Ball ins Seitenaus! Hervorragend gemacht. Tore von Eliseu und Dernis entscheiden das Elferschießen, während bei den Bayern nur Young und Chivu Howard bezwingen können, Maicon und Chiellini finden im amerikanischen Nationaltormann ihren Meister. Der KSC steht nun im Halbfinale des DFB Pokals. Weezel: "Ich bin erleichtert, wir haben gezeigt, dass wir uns gegen niemanden verstecken müssen. Und wer weiß, vielleicht können wir über den Pokal im nächsten Jahr international spielen!"

Seit er da ist läuft es für den Karlsruher SC wie am Schnürchen, für viele gilt er schon nach kurzer Zeit als Trainerlegende. "Er hat die Mannschaft endlich wieder aufgeweckt und ihnen gezeigt, dass es nur mit harter Arbeit funktionieren kann. Mit Weezel werden wir noch unsere Erfolge feiern", so der einheitliche Tenor. 2 Monate ist Weezel mittlerweile Generalmanager und Chefcoach der Badener und in dieser Zeit konnten schon einige Erfolge eingefahren werden.

In der Bundesliga verbesserte sich die Mannschaft vom 17. Tabellenplatz auf den 13. und liegt auch nur mehr zwei Punkte hinter Platz 11, den der Erzfeind aus Stuttgart inne hat. Sechs Spieltage vor Ende der Saison steht man mit sieben Punkten vor Hansa Rostock gut da. Das nächste Spiel gegen Bielefeld soll nun den entgültigen Abschied aus dem Abstiegskampf bringen. Weezel: "Wenn wir in diesem Spiel voll punkten können, bezweilfe ich, dass Rostock uns noch einholen kann. Die letzten Spiele sind sehr gut gelaufen, warum sollte es genau jetzt nicht mehr funktionieren?"

Im deutschen Pokal konnten die Badener für die große Überraschung sorgen und sich bis in das Finale vorkämpfen. Nach dem sensationellen Sieg im Elfmeterschießen gegen Bayern München, war im Halbfinale auch die Hürde Stuttgart nicht zu schwer und ein Doppelpack von Alexis Sanchez führte zu einem 2:1 Erfolg. Stuttgart Coach Dominho war nach dem Spiel mit den Nerven am Ende, das Wildparkstadion jedoch bebte. Noch Stunden nach dem Abpfiff war von den Fans das legendäre: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin zu hören."

Und eines steht jetzt schon fest, der KSC wird nicht nach Berlin fahren um sich von den Dortmundern, die ihr Halbfinale mit 0:1 in Hannover gewannen, abschießen lassen. Alleine das letzte Aufeinandertreffen zwischen den beiden Teams in der Liga (Anmerkung d. R.: Karlsruhe gewann in Dortmund 1:2) sollte dem BVB eine Warnung sein, denn der KSC ist heiß auf den Erfolg und hat einen Lauf!